Bauernhof Sepa

Die neugestaltete Ausstellung im Bauernhof Sepa

Im Mai 2025 unternahm der Bauernhof Sepa, der das Leben eines Schmieds in einem südestnischen Dorf an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert illustriert, im Estnischen Freilichtmuseum einen Zeitsprung in die frühen 1950er Jahre, d. h. in die frühe Zeit der Kolchosen. Genauer gesagt in das Jahr 1952, eine dunkle und schwere Zeit vor Stalins Tod.

 

Das Kolchosenwohnhaus des Freilichtmuseums mit seinen Nebengebäuden und dem Hofbereich repräsentiert vor allem die 1970er Jahre, als die Gemeinschaftswirtschaften Fuß gefasst hatten und relativ gut liefen. In einem sowjetischen Wohnblock liegt der Schwerpunkt auf den Wohnungen der Menschen und ihrem Alltag und nicht direkt auf der politischen Geschichte, sodass sich sowohl Menschen vom Land als auch aus der Stadt darin wiederfinden können.

Allerdings ist die Darstellung der Sowjetzeit anhand eines Wohnblocks eher einseitig geblieben und hat eine neue „unerzählte Geschichte“ hervorgebracht – die Notwendigkeit, auch über die Anfänge der sowjetischen Kollektivwirtschaften, die Kollektivierung als Zerschlagung des traditionellen Landlebens und des bäuerlichen Selbstverständnisses, Zwangsumsiedlungen, aufgezwungene Entscheidungen, Ängste und schwierige Lebensumstände in den Anfangsjahren des Kolchoswesens, die Kluft zwischen der brutalen Propaganda und der harten Realität sowie den Zerfall der bisherigen Denkweise und Lebensordnung.

Diese komplexe und widersprüchliche Geschichte wird am Beispiel eines ehemaligen Dorfschmieds erzählt, der sich unter den neuen Verhältnissen behaupten und anpassen muss. Die für diese schwierige Zeit typischen Erscheinungen werden in Sepa durch eine detailreiche Ausstellung in den Innenräumen und im Hof angedeutet. Videos aus der Schmiede und dem Wohnhaus geben durch Jaan Harak, der vom Dorfschmied zum Kolchos-Schmied wurde, einen Einblick in die Hintergründe. Aufmerksame Besucher finden noch weitere versteckte Hinweise. Auch wenn der Hof Sepa eine Verallgemeinerung der damaligen Zeit darstellt, stützt sich die Geschichte doch weitgehend auf die Geschichte der ehemaligen Bewohner des Hofes, der Familie Harak.

Auf dem weitläufigen Gelände des Bauernhofs Sepa stehen drei Gebäude: ein Wohnhaus mit Stall und eine Sauna aus den Jahren 1880–1890 sowie eine Schmiede. Die Veränderungen betreffen vor allem den Hofbereich sowie das Wohnhaus und die Schmiede des Bauernhofs.

Auf dem Rundgang durch das Estnische Freilichtmuseum bietet die neue Ausstellung des Hofes Sepa einen umfassenderen Überblick und den ideellen Hintergrund der sowjetischen Zwangskollektivierung in Estland.

Das Konzept der Ausstellung im Hof Sepa wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Veränderungen im ländlichen Leben und Alltag in estnischen Dörfern in der frühen Kolchoszeit“ entwickelt, das aus dem Budget für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung des Kulturministeriums finanziert wurde. Die Umsetzung der Ausstellung ist vom Estnischen Kulturkapital unterstützt. 


Zur Geschichte des Bauernhofes


Handwerkerbauernhof aus der 19./20.-Jahrhundertwende

Der aus dem Kirchspiel Rõuge stammende Bauernhof Sepa stellt den Haushalt eines Schmiedes in Südestland vor. Die Bauten wurden 1987-1997 ins Museum gebracht, der Bauernhof wurde 1999 den Besuchern eröffnet.

Der kleine Bauernhof im Landkreis Võru hatte etwa 10 ha schlechteres Land. Die Haupteinnahmen kamen aus der Schmiedearbeit.

Dank der Veränderungen in der estnischen Wirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der ländliche Handwerk schnell. Auch der Dorfsschmied als gefragter Handwerker hatte mehr Aufträge, da in Bauernhöfen bessere Werkzeuge und Ackermaschinen aus Stahl in Gebrauch genommen wurden. So waren die Bauer des Dorfes Palometsa an einem guten Schmied interessiert und halfen den Haushalt im Bauernhof einzurichten und gaben für das Bauen von Gebäuden Balken.

Der Wohnhaus-Viehstall wurde in den 1880-1890ger Jahren (der Teil des Viehstalles ist neuer) im Bauernhof Sepa im Dorf Palometsa in der Gemeinde Kasaritsa im Kirchspiel Rõuge gebaut. Das Gebäude wurde 1987 ins Museum gebracht. In dem kleinen Wohnhaus von Peep Harak, der früher im Gutshof Sänna Schmied war, und seiner Frau Liisa, die im Gutshof Stubenmädchen war, kommt man aus einem Flur in eine Speisekammer und in eine Küche, von dort weiter in eine schmale Kammer. Unter dem Dach des dazugebauten Nebengebäudes sind ein kleiner Viehstall für Kuh und Schaf, kleines Schweineställchen und ein Zwischenraum zwischen diesen Ställen, der als Abstellraum benutzt wurde.

Die Sauna wurde 1987 ebenso aus dem Bauernhof Sepa aus dem Dorf Palometsa überführt. Die kleine Rauchsauna besteht aus einem Flur und Dampfraum, in dem auf dem Ziegelsteinofen mit offenen Heizsteinen im Kessel Wasser erwärmt werden konnte.

Die Schmiede stammt aus der Gemeinde Kasaritsa aus dem Kirchspiel Rõuge, von der jetzigen Grenze der Stadt Võru; die Bauzeit der Schmiede ist nicht bekannt. Das Balkengebäude wurde an die nach Võru führende Straße aus der Näche Anfang des 20. Jahrhunderts durch Jaan Mõõk gebracht, der aus der Gegend von Vastseliina stammte. Er war ein bekannter Pferdebeschläger, der Armeepferde beschlug, aber natürlich beschlug er auch Schlitten und Fuhrwerke mit Eisen. Er fertigte gute Sensen, Messer, Pflugeisen usw. Mõõga Jaan hatte meistens Lehrlinge, von denen er eine gute Arbeit verlangte.



Hofplan


1 – Wohnhaus-Viehstall, 2 – Sauna, 3 – Schmiede, 4 – Brunnen



Schon gewusst?


  • Handwerker stammten oft aus Kleinbauernhöfen oder Familien von Landlosen. Der Schmied Peep Harak war offensichtlich der jüngere Sohn des Bauernhofes Iisaku im Dorf Palometsa.
  • Auch der Sohn von Peep Harak, Jaan Harak war ein Meister. Er konnte Schmiede- und Topferarbeit, baute, nähte beim Bedarf einen Anzug und war auch Dorfarzt.
  • Früher musste man selbst Stahl und Kohle dabei haben, wenn man zum Schmied ging und für die Arbeit wurde mit Proviant gezahlt, im 20. Jahrhundert wurde der Schmied im Geld bezahlt.

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