Bauernhof Härjapea

Haushalt von 1920-1930

Der mittelgroße Bauernhof des Landkreises Wierland wurde vom Gutshof Mäetaguse für 4.000 Silberrubel im Jahre 1892 gekauft. Der Bauernhof hatte 44 ha Land, davon 13 ha Ackerland.


Wie auch anderswo in Wierland finanzierte man in Härjapea die Schulden aus dem Kauf des Bauernhofes sowie das Bauen eines neuen Wohnhauses durch das auf Märkten von Sankt Petersburg aus dem Verkauf von Bauernhofprodukten verdiente Geld. Das Wohnhaus aus der Zarenzeit wurde später modernisiert. Das Interieur ist für das Ende von 1930ger Jahren charakteristisch, auch Obstbäume und Blumenbeete widerspiegeln die Heimkultur in Jahren der ersten Republik Estland. Im Wirtschaftshof stehen die aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammenden Nebengebäude und die steinerne Dreschtenne eines Riegenhauses des Bauernhofes Kutsari – deshalb wird auch der zusammegesetzte Name Kutsari-Härjapea benutzt. Die Sauna steht abseits am Teich.

Das Wohnhaus stammt aus dem Bauernhof Härjapea, auch Erjapea, aus dem Dorf Võide aus dem Kirchspiel Jõhvi. Das Gebäude wurde durch Joosep Orro gebaut (datiert 1909) und 2003 ins Museum gebracht.

Das einfache Wohnhaus in der Art von Siedlungshäusern bekam in den 1920ger Jahren ein Erkergeschoss, ein Steindach, eine Bretterverkleidung und eine Glasveranda, die damals ein Zeichen des Reichtums war. Aus dem Flur führen Türen in Küche, Speisekammer und Dachboden; in Zimmer kommt man durch die Küche. Links ist der Wohnraum des jungen Ehepaars mit dem moderneren Möbel; geradeaus ist das durch eine Trennwand in zwei geteilte Zimmer, in dessen ersten Teil eine Ofebank und hinten die Kammer der Bäuerin/des Bäuers ist. Im großen Zimmer sind Prachstücke: Kachelöfen mit Rosen, weiches Sofa, Perserteppich und Flügel aus Sankt Petersburg. Im Erkergeschoss wohnten die Alten der Familie. Da war auch kleines Sommerzimmer. In so einem Haus wohnen viele Esten auch heute.


Der Speicher stammt aus dem Bauernhof Uhe aus dem Dorf Vihula aus dem Kirchspiel Haljala. Der Speicher wurde in den 1880ger Jahren gebaut und 1961 ins Museum gebracht. Unter einem Dach sind Getreidespeicher, Kleiderspeicher, Scheuer für Ackergeräte und Fuhrwerke sowie Milchspeicher.

Der Viehstall, in dem Kuhstall, Schafstall und Scheune zusammen sind, stammt aus dem Bauernhof Orapere aus dem Dorf Kõrbse aus dem Kirchspiel Kadrina. Der Viehstall wurde in den 1880ger Jahren gebaut und 1964 ins Museum gebracht.

Die Rauchsauna stammt aus dem Bauernhof Punga aus dem Dorf Koila aus dem Kirchspiel Viru-Nigula. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrjunderts gebaut und wurde 1960 ins Museum gebracht. In der Saunakammer wohnte ein Häusler, der im Bauernhof als Tageslöhner arbeitete.

In der früheren Dreschtenne ist die Austellung “Traum eines modernen ländlichen Heimes 1918–1940”, welche die in damaligen Zeitschriften propagierten Lebensführung vorstellt.


Hofplan


1 – Wohnhaus, 2 – Nebengebäude 3 – Speicher, 4 – Viehstall, 5 – Sauna



Schon gewusst?

    • Das Wohnhaus Härjapea wurde nach Erinnerungen der damaligen Bewohner eingerichtet, auch Tapeten von Zimmern sind Kopien alter Tapeten. Die Familie Orro, die immmer im Landkreis Wierland gelebt hat, bewohnte das Haus bis zur Mitte der 1970ger Jahre.
    • Ende der 1930ger Jahre gab es im Bauernhof Härjapea den einzigen reinen Viehstall und zweistöckigen Schweinestall-Hühnerstall-Viehküche im Dorf Võide.
    • In der zweiten Hälfte der 1950ger Jahre bekam man in Härjapea einen Stromanschluss.
    • Johannes Orro (1894-1970), der aus dem Bauernhof Härjapea stammte, erreichte im Grenzschutzdienst der Republik Estland den Majorsrang und er besaß in Tallinn eine Bäckerei und Cafes. Er war mit dem Künstler Ants Laikmaa und dem Bildhauer Juhan Raudsepp befreundet – mit Männern, mit denen verbundene Bauten auch ihren Weg ins Frelichtmuseum gefunden haben (Bauernhöfe Sassi-Jaani und Rusi).
    • 1936 rief der President K. Päts eine Aktion der Verschönerung von Heimen aus, als Ergebnis dieser Aktion erhielten viele Bauernhöfe innerhalb einer kurzen Periode ein neues Aussehen – Wohnhäuser wurden mit Brettern verkleidet und gestrichen, Zimmereinrichtungen wurden modernisiert, Nebengäbude wurden gewartet, Obst- und Blumengärten wurden errichtet.
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