Textgröße
Kontrast
Zeilenabstand
Weitere Optionen

Schulhaus Kuie

Gemeindeschule aus dem 19. Jahrhundert

Die Schule Kuie stand in der Gemeinde Kuie im Kirchspiel Järva-Jaani. Das Schulgebäude wurde offensichtlich 1877 gebaut. Das Gebäude wurde mit Hilfe von Gründern der Schule 1999 nach Rocca al Mare gebracht und wiederaufgestellt, sie wurde am 1. September 2000 feierlich eröffnet.



Nach der Gemeindereform im Jahre 1866 ging das Entscheiden über das Schulleben den Besitzern der Bauernhöfe über, der Gutshof musste aber Land und Material für das Bauen des Schulgebäudes geben. So entstanden in Estland zahlreiche Schulen. Auch in der Gemeinde Kuie reichte das alte, 1842 gebaute Gebäude nicht mehr aus. Auf das durch den Gutshof gegebene Grundstück Kooli (Schule) von etwa 20 Hektaren baute die Gemeinde in jeder Hinsicht ein ausgezeichnetes Schulhaus. Ausgegangen wurde aus dem im Zarenreich empfohlenen Typprojekt eines öffentlichen, das heißt gesellschaftlichen Gebäudes.

Der Bau hatte ein großes Klassenzimmer mit 5 Fenstern, eine 3-Zimmer-Wohnung des Schulmeisters mit der Küche sowie 2 Speisekammern, Flur und Garderobe. Im Hof waren Speicher-Stall des Schulmeisters, Schuppen und Abtritt. Bei der Schule wurde ein Garten angelegt. Offensichtlich ab dem Herbst 1878 standen im Klassenzimmer 6 lange Tische, an jedem Tisch konnten auf der langen Bank 5-6 Kinder sitzen. Meistens gab es hier etwa 60 Schulkinder im Alter von 10-17 Jahren, Jungs und Mädels etwa die gleiche Zahl. Die Hälfte von Kindern bildeten Wochenkinder bzw. wirkliche Schulkinder (10-13 Jahre), die jeden Tag zur Schule gingen. Danach wurden die Jugendlichen zu wiederholenden Kindern gezählt, die bis zur Konfirmation ab und zu in die Schule kamen, um ihre Wissen zu erfrischen.

Zur Schule ging man 2, später 3 Winter – etwa vom 15. Oktober bis zum 15. April (die sogenannte Schule von Hirtenkindern). Unterrichtet wurden Religion, Lesen-Schreiben auf Estnisch, Rechnen, Singen in vier Stimmen, später auch Russisch und Erdkunde. Ab dem Jahr 1892 mussten alle Fächer außer Religion und Estnisch auf Russisch unterrichtet werden, die Kinder der 3. Klasse mussten auch in Pausen auf Russisch sprechen.


In der Geschichte der Schule Kuie gab es drei Schulmeister – im alten Schulgebäude Hans Uuslail, im neuen Schulhaus ab dem Jahre 1878 Jüri Saarmo und in Jahren 1888-1923 Jaan Jaam. Jaan Jaam war in der Gegend ein sehr hochgeschätzter Schulleiter. Bis zum Jahre 1892 war er auch als Gemeindeschreiber tätig. Später hat er den Bauernhof Kooli gepachtet, den er 1930 kaufte. Die Tochter von Jaan Jaam, Lehrerin Vanda Jaam (1902-1996) besuchte in den 1980ger Jahren das Freilichtmuseum Estland und sie kam auf die Idee, dem Museum für ein Schulgebäude ihr Zuhause anzubieten, diese Idee wurde etwa 10 Jahre später auch umgesetzt.





1 – Klassenzimmer, 2 – Wohnung des Schulmeisters, 3 – Küche, 4 – Garderobe, 5 – Speisekammern, 6 – Flur



Schon gewusst?


  • Auf Initiative des Gutsherrn im Jahre 1842 in Vajangu gebaute Schulhaus mit einer Dreschtenne war eins von ersten Schulgebäuden im Landkreis Järva.
  • Nach der Anforderung des Schulgesetzes vom 1867 musste es pro 300 Erwachsenen eine Schule geben und der Schulmeister musste eine Urkunde darüber haben, dass er den Beruf beherrscht.
  • Oft waren Schulen gleichzeitig auch Gemeindehäuser und Schulmeister waren Gemeindeschreiber. In solchen Schulen gab es auch Arrestzellen, in denen Eltern dieser Kinder festgehalten wurden, die der Schulpflicht nicht erfüllten, wenn die Eltern kein Strafgeld zahlen konnten.
  • Mit dem Urteil des aus Besitzern von Bauernhöfen bestehenden Schulgerichtes musste für das Fehlen aus der Schule eine Strafe bezahlt werden – für jeden gefehlten Tag im Falle eines Schulkindes 5 Kopeken und im Falle einer die Zwischenschule besuchenden Person (d. h. die wiederholende Person vor der Konfirmation) 10 Kopeken.
  • Im Buch des Schulbesuchens Kuie 1882 sind auch Noten: 0 bedeutete „gar keine“, 1 – „sehr mühsam“, 2 – „mühsam“, 3 – „mittelmäßig“, 4 – „gut“ und 5 – „sehr gut“.

Nordestland
Die Inseln
Westestland
Südestland