Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es auf Stränden Netzhöfe von einem Dorf oder von mehreren Dörfern. Da standen den Mannschaften der Boote gehörenden Netzhäuser, in denen Fischnetze und anderes Fischfangzubehör aufbewahrt wurde. Am Strand des Freilichtmuseums in der Gegend von Inseln stehen drei Netzhäuser von der Insel Saaremaa: aus Nasva, Toomalõuka und Alvi.
Das Netzhaus Nasva wurde 1876 im Kirchspiel Kaarma im Dorf Nasva im Bauernhof Pekri gebaut. Es wurde 1966 ins Museum gebracht.
Das Netzhaus Toomalõuka stammt aus dem Kirchspiel Anseküla aus dem Dorf Toomalõuka vom Strand Lõmala. Es wurde 1880 gebaut und 1967 ins Museum gebracht.
Das Netzhaus Alvi wurde 1903 im Kirchspiel Valjala im Strand Alvi gebaut. Im Museum steht eine im Jahre 1980 vom Netzhaus gefertigte Kopie.
Netzhäuser wurden am Meer rechteckig plaziert, damit zwischen ihnen ein mehr oder weniger geschlossener Platz fürs Trocknen der Netze – Stangenhof – blieb. Vor der Tür von jedem Netzhaus begann eine Reihe von Trocknungsstangen des Hausbesitzers. Auf Inseln war der ganze Netzhof mit einem Zaun umgeben, um die Netze vor dem Vieh auf Strandweiden zu schützen. Zum Netzhof gehörten Anlegeplätze, in denen Boote während der ganzen Fangsaison standen. Zusätzlich konnten zu Netzhäusern auch Räucheröfen, Trocknungsunterlagen von Fischen und Schuppen fürs Einsalzen gehören.
In alle Fanggeräte und auch in Stangen wurden Familienzeichen eingeschnitten, damit sie nicht verwechselt werden konnten. Für die Bewohner der Insel Saaremaa waren alle „Meeressachen“ heilig, Häuser und Fangeräte standen offen auf dem Strand, die Sachen von anderen wurden nur „im Notfall genommen“ und sofort zurückgelegt.
Das Netzhaus Nasva
Schon gewusst?
- Fischnetze wurden im Winter durch Frauen und Kinder gewebt. Es wurden auch gemeinsame Webabende von mehreren Familien veranstaltet, da gab es Wettbewerb, wer am schnellsten webt und die Zeit wurde gemeinsam verbracht.
- Fische wurden auch mit Zugnetzen gefangen. Ein Zugnetz gehörte ursprünglich dem ganzen Dorf. Die Zugnetzgenossenschaft wurde durch den erfahrensten Fischer geführt und sie hatte mehr Mitglieder, als für die Arbeit notwendig war. Man konnte seinen Beitrag durch das Besorgen vom Schnaps oder Bier für das gemeinsame Fest ersetzen.
- Auf der Insel Muhu gab es eine Tradition, dass am Karfreitagmorgen die Schlafenden geschlagen wurden und gesagt wurde: Gute Fische, viele Fische, viele Renken, viele Alande, viele Dorsche, viele Schollen! Man meinte, derjenigge, der gut geprügelt wird, in diesem Jahr ein gutes Fischglück haben wird! (Kirchspiel Muhu – M. J. Eisen).