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Kapelle Sutlepa

Kapelle von Küstenschweden aus dem 17. Jahrhundert

Die Kapelle Sutlepa stammt aus dem Siedlungsgebiet von Estlandschweden und ist einer von ältesten Holzbauten Estlands. Die Kapelle wurde im Dorf Sutlepa im Kirchspiel Noarootsi als Hilfskapelle der Kirchspielkirche gebaut.


Bauzeitpunkt ist nicht genau bekannt – in Archivunterlagen wird die Kapelle schon 1627 erwähnt, aber oberhalb der Kapellentür steht eine geschnitzte Jahreszahl „1699“. Ins Museum wurde die Kapelle 1970 gebracht und 1971-1976 errichtet. Die Kapelle Sutlepa wurde 1989 neu eingeweiht und sie ist die Hilfskapelle der Tallinner Jaani-Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche Estlands. Die Gottesdienste werden an wichtigen Kirchenfeier und an Feier des Volkskalenders abgehalten.

Kapelle Sutlepa ist ein einzigartiger Sakralbau. Im Gebäude wird die bäuerliche Bautradition mit barocken Stilelementen geschickt verbunden. Das Interieur spiegelt die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wider. Etwa 1837 wurde die Kapelle für Wartung auseinandergebaut und neu errichtet, indem die Balken der benachbarten Kapelle Rooslepa benutzt wurden. 1837 wurde durch den Dorfstischler Johannes Klingberg auch eine Kanzel gefertigt, welche die Arbeiten des Tallinner Meisters der Barockperiode, Tobias Heintze (1589-1635), nachahmt. Datiert sind noch der Altarstisch und das Altarsgitter (1810) sowie die achteckige Unterlage des Taufbeckens (1802). Das über dem Altar hängende Gemälde des Christus hat der Kapelle der Gutsherr C. von Taube im Jahre 1831 geschenkt. In die Altarwand der Kapelle wurden einfache und gleichzeitig hübsche Vitragefenster in Zinnrahmen hinzugefügt. Neben der Tür steht ein Spendenklotz, in den das Geld sowohl im Gebäude als auch außerhalb des Gebäudes reingeworfen werden konnte. An die Nähe der Küste und des Meeres erinnern an Wänden hängende Blechkränze, die an verstorbene Seeleute erinnern.


Die Kapelle Sutlepa ist eine Erinnerung an die Bauern der Küstenschweden, die sich im 13. Jahrhundert auf estnischen Inseln und auf der Küste niedergelassen haben. Sie haben hier ihren freien Status bewahrt und sich nicht mit Esten vermischt. Vor dem Zweiten Weltkrieg zählte Estland ca. 8.000 Küstenschwede. Sie bildeten die Hauptbevölkerung von Nordwestestland, Kirchspiel Noarootsi, von Inseln Vormsi, Ruhnu, Osmussaar und Pakri. Leider waren aber fast alle Schweden gezwungen, Estland in Jahren des Weltkrieges zu verlassen.







Schon gewusst?


  • Am Außenbogen der Kapellentür ist eine Datierung "1699", im Türpfosten "1837" zu sehen. Die erste Jahreszahl bezeichnet die vermutliche Bauzeit der Kapelle, die Zweite die Umbauarbeiten.
  • Traditionell saßen Männer rechts und Frauen links. Auf beiden Seiten vom Altar stehen sogenannte Herrenbänke, auf denen reichere und geehrtere Familien saßen. Insgesamt gab es in der Kapelle Platz für etwa 150 Personen.
  • 1825 wurden in der Kapelle 8 Gottesdienste abgehalten, offensichtlich gab es auch Taufen, Trauungen und Bestattungen. Die Gottesdienste wurden sowohl auf Estnisch als auch auf Schwedisch abgehalten.
  • In Estland sind sehr wenige Holzkirchen erhalten geblieben. Als der älteste Holzbau Estlands gilt die Kirche Ruhnu (1644), hübsch und würdig ist auch die Kirche Nõva (18. Jahrhundert).
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