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Bauernhof Jüri-Jaagu



Der Bauernhof Jüri-Jaagu stellt ein Pachtbauernhof auf der Insel Muhu aus dem 20. Jahrhundert vor. Die Bauten wurden 1973-1985 ins Museum gebracht, der Bauernhof wurde 1996 den Besuchern eröffnet.


Der Vollbauernhof hatte 34 ha Land, 6 ha davon war Ackerland. Da man von steinreichen Feldern und Weiden wenig Einnahmen erzielen konnte, verdienten Angehörige der großen Familie das Pachtgeld und den Unterhalt zusätzlich in Saisonarbeiten.

In dem duch Steine begrenzten Hof zwischen dem Riegenhaus und dem Speicher ist der reine Hof, in dem man in der 19./20.-Jahrhundertwende begann Obstbäume aber auch Blumen anzubauen. Der Viehstall und die Sommerküche sind im Viehhof, aus dem man in die Dorfstraße kommt.

 

Das Riegenwohnhaus, stammt aus dem Bauernhof Jüri-Jaagu aus dem Dorf Mõega. Das Riegenhaus, das einen für die Insel Muhu typischen neueren Grundriss hat, wurde Ende der 1880ger Jahre gabaut, die Inneneinrichtung stammt aus den Jahren 1915-1920. Das Riegenwohnhaus wurde 1985 ins Museum gebracht.


In der Riegenstube steht neben dem Hitzsteinofen auch ein Herd. Weiterhin war die Riegenstube im Winter der zentrale Wohnraum, aber für das Schlafen gab es getrennte Kammern für das alte Ehepaar, für verheiratete Söhne und für zwei ledige Söhne.

Unter der Dreschtenne wurden im Winter 1-2 Pferde und 6-7 Kühe gehalten, die so einfacher zu betreuen waren.


Der Speicher ist eine Kopie vom Speicher des Bauernhofes Salu-Andruse, der im Dorf Rootsivere steht und Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Der Speicher hat – charaktisch für die Inseln – mehrere Räume, die auf der Insel Muhu meistens Ställe genannt wurden. Die Speichertüren sind künstlerisch gestrichen, wie es auf der Insel Muhu Ende des 19. Jahrhunderts, aber besonders Anfang des 20. Jahrhunderts üblich war.

Die Sommerküche stammt aus dem Bauernhof Marjavälja aus dem Dorf Külasema. Sie wurde 1873 gebaut und 1973 ins Museum gebracht. Nach der Errichtung einer neuen Hofküche wurde die alte Hofküche als Vieh- und Waschküche weiterbenutzt.


Der Hofküche-Sauna-Keller stammt aus dem Bauernhof Pärdi aus dem Dorf Mäla. Er wurde 1906 errichtet und 1973 ins Museum gebracht. Das Granitgebäude in dem sogenannten Muhu-Stil ist ein Beispiel der Fertigkeiten von Maurern der Insel Muhu, die in Jahren 1890–1940 den Unhterhalt verdient haben, indem sie sowohl auf Inseln als auch auf dem Festland Steinbauten errichteten.


Der Viehstall stammt aus dem Bauernhof Mihkli aus dem Dorf Lepiku von der Insel Muhu. Der Viehstall wurde etwa im Jahre 1910 gebaut und 1983 ins Museum gebracht. Unter einem Dach sind ein Schafstall für etwa 10 Schafe, Kalbsstall und Schweinestall für 1-2 Schweine.



Hofplan


1 – Riegenwohnhaus, 2 – Speicher, 3 – Viehstall, 4 – Sommerküche, 5 – Hofküche-Sauna-Keller



Schon gewusst?


  • Die durch die Meister der Insel Muhu gebauten Steingebäude fallen sowohl wegen des sauberen Steinerrichtens als auch wegen der schönen Steinwahl ins Auge. Besonders hoch wird das sogenannte blaue Stein – dunkelgrau mit einem bläulichen Ton – geschätzt. Das Errichten von Steinbauten war in Bauernhöfen von Muhu auch eine Unvermeidlichkeit – Stein war erhältlich, Wald gab es wenig.
  • In ganzen Nordeuropa hatten junge Männer in früheren Zeiten vom Marientag (25. März) bis zum Michaelistag (29. September) nächtliches Stelldichein bzw. besuchten nachts heiratsfähige Mädels. In der Regel sammelten sich junge Männer eines Dorfes am Samstagabend im Bauernhof eines Anführers – Großmannes. Gemeinsam ging man von Tür zu Tür und jedes Mädchen bekan einen Begleiter. Obwohl so oft Augenweiden entstanden, musste das keine Ehe bedeuten. Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten Eltern bei der Wahl des Lebenspartners das entscheidende Wort. Im Schlafstall Jüri-Jaagu kann man im Sommer vom Kosen des Stelldicheins teilhaben.
  • Den Bewohnern von Muhu hat stark der in der Mitte des 19. Jahrhunderts weit verbreitete Übergang zur Orthodoxie beeinflusst. In Jahren 1846-1848 hat auf der Insel Muhu mit der Hoffnung Land zu bekommen 70 Prozent der Bevölkerung die Religion des Zaren angenommen. Die Vornanem von denjenigen, welche die Orthodoxie angenommen haben, wurden in Kirchenbüchern auch verändert: Juhan und Jaan wurden Ivan, Villem wurde Vassili und Mare wurde Maria usw.
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