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Dorfladen Lau

Laden aus Zeiten der ersten Republik Estland, aus dem Jahre 1938

Der Laden stammt aus dem Dorf Lau aus dem Kirchspiel Juuru aus dem Landkreis Harju. Das Ladengebäude mit einem ganz typischen Grundriss baute 1914 der Branntweinbrenner des Gutshofes Ingliste, Jaan Meinberg. Der Laden wurde 1999 ins Museum gebracht und 2012 den Besuchern eröffnet.



In Landsiedlungen wurden da und dort Läden im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet, wenn die Landbevölkerung immer mehr nach Waren fragen begann. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war das Netz von Landläden ausgebildet. In Lau gab es einen Laden vielleicht schon in Jahren des Zarenreiches, aber sicher ab dem Jahre 1925 bis zur Einführung der Sowjetordnung im Jahre 1940. Von der Ladenfrau zeitaltergerechte Waren kaufend kann man eine kleine Zeitwanderung ins Jahr 1938, in die Blütezeit der estnischen Wirtschaft machen.

Das ziemlich kleine Balkengebäude des Ladens Lau stand an der Kreuzung der aus Ingliste nach Keava und Kaiu führenden Straßen. Im Laden gab es neben einem Thekenraum und Lager auch Wohnräume des Kaufmanns: drei Zimmer und Küche. Auf dem Grundstück von 2,5 Lofstellen (1 Tallinner Lofstelle = 0,18 ha), erhalten von dem Land des benachbarten Bauernhofs Otsa, stand auch ein Nebengebäude mit einem Speicher und ein Viehstall für eine Kuh, für einige Schafe und Schweine.

Wie aus dem Grundriss und Standort des Gebäudes zu sehen ist, hatte Jaan Meinberg vor, dort einen Laden zu errichten und womöglich hat er den Laden einige Zeit auch selbst geführt. 1921, in der nach seinem Tod aufgestellten Vermögensliste gab es eine Theke, eine Waage und ein Ladenschild aus Blech.

Seine Frau Anna Pauline Meinberg, geborene Tikerberg, erbte das Ladengebäude. Der Thekenraum und einige Wohnräume wurden ab dem Jahre 1925 verpachtet (in Jahren der großen Wirtschaftskrise etwa 1929 und Anfang der 1930ger Jahre funktionierte der Laden offensichtlich nicht). Ab dem Jahre 1934 hielten Pauline Meinberg und ihre Tochter Alice Tikerberg – Laden-Mama und Laden-Liisi. Etwa in derselben Zeit wurde das Haus bekleidet und gestrichen sowie über die Tür wurde das Blechsild mit der Schrift „Kolonialwarenladen A. Tikerberg“ gehängt.

In dem für die damalige Zeit typischen Mischladen wurden sowohl Petroleum, Salz-Zucker, Tee, Kakao, Kaffee, Rosinen, Reis, Süßigkeiten, Heringe als auch Duftseifen, Fäden-Nadeln-Knöpfe, Lampengläser und Lampendochte, Geschirr, Tabak-Zigaretten, Seile, Pferdegeschirr, Schuhcreme, Zahnpulver, Postkarten sowie Stoffe verkauft. 1935 erlaubte man in Läden der Geschäftsurkunde der III. Klasse auch Bier und einheimische Weine zu verkaufen.




Schon gewusst?


  • Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte man aus dem Gutshof oder durch die Vermittlung des Schankwirtes hauptsächlich Salz, Eisen, Tabak und Heringe. Nähbedarf, Bücher und sonstigen Kleinkram verkauften Hausierer.
  • Der Laden Lau wurde Kotloch-Laden (Pasaaugu pood) genannt, weil er in einem flachen Ort lag, der immer dreckig war.
  • Der Laden hat auch Eier, Kümmel, Geflügel u. a. angekauft. Laden-Mama organisierte für örtliche Bäuerinnen Kochkursuse.
  • Bei der Entstehung des Ladensortiments spielten auch Handelsvertreter eine Rolle, die den Produkten der Firma Werbung machend im Land herumreisten.
  • 1938-1939 wurde das Zimmer hinter dem Thekenraum einer Schneiderfamilie vermietet, die Kühce wurde gemeinsam benutzt. Dem Schneider gehörte auch das erste Radio des Dorfes.
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